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"Wo sind die Toten von Hoheneck?" - Lesung zum 17. Juni mit der Zeitzeugin Ellen Thiemann

Montag, 17. Juni 2013

Aus ihrem Buch „Wo sind die Toten von Hoheneck?“ liest Ellen Thiemann in der Schöfferstadt. Sie fasst darin ihre leidvollen Erfahrungen in diesem DDR-Frauengefängnis zusammen.

Die Untaten des DDR-Regimes hat die 1937 in Dresden geborene Journalisten und Schriftstellerin Ellen Thiemann am eigenen Leib erfahren müssen: ihr Versuch, im Dezember 1972 gemeinsam mit Ehemann und Sohn zu fliehen, wurde in Berlin von Grenzsoldaten vereitelt. Sie nahm alle Schuld auf sich und war nach ihrer Verurteilung im Frauengefängnis Hoheneck inhaftiert. „Wo sind die Toten von Hoheneck?“ lautet der Titel des Buches, in dem die Autorin ihre leidvollen Erfahrungen zusammengefasst hat. Zu diesen neuen Enthüllungen über das berüchtigte Frauenzuchthaus der DDR hat Bundestagspräsident Norbert Lammert das Geleitwort geschrieben.

Ellen Thiemann ertrug selbst grausame Folter und erlebte mit, wie verzweifelte Strafgefangene Selbstmord begingen, wie Müttern die Kinder durch Zwangsadoptionen entrissen und Inhaftierte durch verordneten Missbrauch von Psychopharmaka ruhiggestellt wurden. In ihrem Buch schildert sie auch die Repressionen durch die Stasi, die einstige Gefangenen noch nach dem Mauerfall ertragen mussten. Die Journalistin hört nicht auf, die Verbrechen der DDR-Diktatur anzuprangern.

Anlässlich des 60. Jahrestages des Volksaufstandes in der ehemaligen DDR am 17. Juni 1953 liest die Autorin auf Einladung durch die Buchhandlung Bornhofen am Montag (17.) um 19.30 Uhr im Foyer der Stadthalle aus ihrem Buch. Es handelt sich um eine von der Merck KgaA unterstützte Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Bund der Vertriebenen, dem evangelischen Dekanat Ried, dem Verein Gegen Vergessen - für Demokratie, der katholischen öffentlichen Bücherei und dem Verein Memor. Zu den Veranstaltern gehören auch das dem Gymnasium Gernsheim und die Johannes-Gutenberg-Schule. Daher können Schüler ab 18.30 Uhr mit Zeitzeugin Ellen Thiemann ins Gespräch kommen.

Bereits ab 18 Uhr besteht für Interessenten Gelegenheit zur Besichtigung der Ausstellung "Wir wollen freie Menschen sein!" der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Deren Autor ist der Historiker und Publizist Stefan Wolle. Zwanzig großformatige Plakate erzählen die Geschichte des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953.

In jenen Tagen gingen eine Million Menschen in mehr als 700 Gemeinden in der DDR auf die Straße. Was als sozialer Protest begonnen hatte, entwickelte sich zur politischen Manifestation: Der massenhafte Ruf nach Freiheit, Demokratie und deutscher Einheit ließ die SED-Diktatur de facto kapitulieren. Es waren sowjetische Panzer, die den Aufstand bald im Keime erstickten.

Die Ausstellung schildert die Vorgeschichte des Aufstandes. Sie zeigt, wie der Protest Berliner Bauarbeiter zum Auslöser republikweiter Massendemonstrationen wurde. Plakate widmen sich der Niederschlagung des Aufstandes und seiner Opfer. Ausführlich werden die Folgen der Erhebung für die SED-Diktatur, die Reaktionen des Westens sowie die Erinnerung an den Aufstand beschrieben.