Gräberfeld der NS-"Euthanasie"-Opfer auf dem Frankfurter Hauptfriedhof

Im Gewann VII des Hauptfriedhofs liegt das NS-Opferfeld, 1958 wurde es angelegt. Optisch bestimmt wird es von der Figur des Hiob (Gerhard Marcks). Aufgeteilt in sechs Felder liegen hier 120 Grabplatten, die 500 Urnengräber abdecken. Circa 330 dieser Urnen bergen die Asche von Opfern der NS-„Euthanasie“, von Menschen, die ermordet wurden, weil sie anstaltspflegebedürftig waren – die jüngste (Margot Unger) war 6 Jahre alt, die älteste (Magdalena Brühl) 79 Jahre. Die übrigen 170 Urnen enthalten überwiegend die Asche von KZ-Opfern, das heißt von Menschen, die als Kommunisten oder Sozialdemokraten, als Juden, als sogenannte „Asoziale“ oder „Bibelforscher“, als Sinti und Roma verfolgt wurden. Die Grabplatten sind teilweise stark in Mitleidenschaft gezogen. Nur bei etwa der Hälfte sind die Inschriften gut lesbar: In der Regel vier Namen mit Lebensdaten, ohne jeden Hinweis auf den Sterbeort. Bei fast allen Opfern der NS-„Euthanasie“ sind jedoch die Sterbedaten falsch angegeben: Tatsächlich lag der Tatzeitpunkt mehrere Tage früher, manchmal aber auch sechs Wochen (bei Gottfried Hock) oder über zwei Monate (bei Heinrich Heusohn). Die Falschangaben wurden von den NS-Tätern in die Welt gesetzt –, auf dem Frankfurter Hauptfriedhof haben sie bis heute Bestand. Die neue Informationsplatte macht diese Hintergründe publik und verweist auf eine Webseite mit korrekten Angaben.

Das NS-Opferfeld auf dem Hauptfriedhof könnte als ein Erinnerungsort für Frankfurt fungieren, denn hier befinden sich die Grabstätten von Bürgern und Bürgerinnen dieser Stadt, die aus unterschiedlichen Gründen während des Nationalsozialismus ermordet wurden. Damit die Geschichten erzählt werden können, müssen die Inschriften lesbar sein, müssen die Daten korrigiert und die Sterbeorte genannt werden. Die Informationsplatte ist ein Schritt, dem Anspruch eines „NS-Opferfeldes“ gerecht zu werden.

Stand: 15.05.21

Alle Informationen zum Projekt: https://graeberfeld.copyriot.com/

Opens internal link in current windowZurück zur Seite der RAG Rhein-Main